Das schwäbische Essen ist von hervorragender Qualität. Spätzla ond Maultascha sind allgemein bekannt – aber nicht unbedingt das „Non-Plus-Ultra“. Viele schwäbische Gerichte haben Bezeichnungen, die geradezu widersinnig, manchmal sogar pornografisch oder ekelerregend klingen – für Nichtschwaben natürlich. Für uns Schwaben ist das absolut nomal und der Gaumen freut sich auf das „Zeug“.
So kennen wir „Nonnafürzla“, „Bäratatza“, „Knuikiachla“ ond gar da „Muggabatscher“. Au „Buabaspitzla“ und „naggede Mariela“ sind uns durchaus vertraut – ohne dabei was anzügliches zu denken.
Also hier die Erkklärung für Nichtschwaben:
„Nonnafürzla“ (Nonnenfürzchen) sind eine Süßspeise, die absolut nichts mit einem Furz einer Nonne zu tun hat. Auch die „Knuikiachla“ (Knieküchlein) und „Muggabatscher“ (Fliegenklatsche) sind Süßspeisen (regional unterschiedlich). „Bärentatza“ (Bärentatze) gehört zum Weihnachtsgeback, das mittel eines „Models“ (gesprochen mit langem „o“, Holzform) hergestellt wird (des Zeug bäbbt wia d‘ Sau). „Buabaspitzla“ (Penis eines kleinen Jungen) sind eine Mischung aus Nudelteig und Kartoffeln, hochdeutsch auch Schupfnudeln genannt. Auch die „naggede Mariela“, also die „nackten Madonnen“ sind eine Süßspeise.
Ergo: Nix mit Pornografie oder eklig – alles bodenständig „sauber“. Die Bezeichnungen sind halt irgendwie, irgendwann so „gewachsen“. Ich habe lange überlegt, ob ich hier schwäbische Rezepte einstellen soll. Ich mach es nicht, es gibt hunderte von schwäbischen Rezeptsites, die sich problemlos per Suchmaschine finden lassen. Tipp: Linsen mit Saitenwürstla oder ein Gaißburger Marsch (Kartoffelsupp mit Spätzla)
Das schwäbische Nationalgetränk – der Moscht
Oftmals wird vermutet, dass der württembergische Wein unser Nationalgetränk sei – weit gefehlt. Seit Jahrhunderten „sauft“ der Schwabe seinen „Moscht“. Gewonnen wird derselbige aus Äpfeln und Birnen, wobei ein Mischungsverhältnis von 2/3 Äpfeln und 1/3 Birnen als optimal gilt. Das Obst wird gemahlen, gepresst und zur Gärung in Fässer abgefüllt. Nach der Gärung hat das „Teufelszeug“ heutzutage etwa 5-6 % Alkohol. In früherer Zeit wurde der gewonnene Saft vor der Gärung mit etwa derselben Menge Wasser versetzt, was den Alkoholgehalt halbiert hat. Das war auch nötig, denn der Moscht wurde als „Wasserersatz“ getrunken, da das eigentliche Trinkwasser in früherer Zeit speziell im Sommer ungeniesbar und verseucht war. So eine 4-köpfige Familie hat dann mal schon so 1000 Liter pro Jahr weggebechert.
Heute strecken wir den Moscht nicht mehr mit Wasser. Das geben wir höchstens in Form von „Sprudel“ beim trinken hinzu – sonst hätten wir nämlich sehr bald einen „Ballen“ (einen Rausch). Auch ich hab in meiner Jugend fast ausschließlich „Moscht mit sauram Sprudel“ getrunken, denn die Auswahl an Wässern aller Art gabs damals eben noch nicht.Und dann waren die schlicht zu teuer, so dass man dann auf die Streuobstwiesen zurückgegriffen und selber „gemoschtet“ hat. Auch meine Eltern hatten 3 Eichenfässer mit ges. ca. 800 Litern im Keller – und die waren jedesmal am Ende des Sommers fast leer.
Der Moscht ist ein verdammt „heimtückisches“ Getränk. Wer jemals einen „Moschtballen“ (Mostrausch) hatte, der kann das bestätigen. Der Schädel brummt drei Tage lang und eigentlich möchte man sterben. Der Brummschädel kommt von den im Most enthaltenen Fuselölen und die wirken recht brutal. Jeder Schluck Wasser in diesen 3 Tagen Brummschädel bringt die Wirkung dieser Fuselstoffe wieder zur Geltung. Da hilft nur noch der Gang zu Apotheke zwecks Kopfschmerzmittel.
„Do woisch nemme wo da bisch, sto’sch zwoi oder drei Dag nemme uf, hosch an Schädel wia a Dampfwalz ond glaubsch, da stirbsch“ – so der authentische Spruch eines „Überlebenden„.